Wirtschaft |
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Das alte Neue aus Absurdistan in der Kategorie Wirtschaft - 4 Beiträge |
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Achtung: Jetzt kommt ein Karton!
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Juli 2016 – Rewe verbannt nach und nach die Plastiktüten aus allen Märkten. Und bietet stattdessen Pappschachteln an. Der Sinn dahinter wird sich allerdings nicht jedem gleich offenbaren – zum Beispiel jenen, die ihren Einkauf schon zeitlebens im entleerten Asti Spumante-Karton, der ehemaligen Tomatensteige oder, wenn es mal viel war, in der gewesenen Bananenkiste heimgetragen haben. Das darf jetzt nicht mehr sein. Einfaches Wiederverwenden war gestern. Heute lässt Rewe extra neue Einkaufskartons produzieren – ganz stolz aus FSC-zertifiziertem Papier. Und stampft gleichzeitig die unzähligen Großhandelsverpackungen ein. Fast alle sauber und unverändert stabil. Wer schon einmal eine Obststeige aus Wellpappe für die Altpapiertonne zerkleinert hat, weiß wie oft die eigentlich noch wiederverwendbar gewesen wäre. |
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Wetten dass..?
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Februar 2012 – Der weltweite Gesamtwert von Derivaten übersteigt das globale Bruttoinlandsprodukt um sage und schreibe das Zehnfache. Unter dem Begriff Derivate sind alle Finanzprodukte zusammengefasst, die Wetten auf die Zukunft beinhalten (Futures, Optionen, Swaps). Derivate schaffen keine Investitionen, sie verlagern ausschließlich Risiken – risikofreudige Marktteilnehmer greifen risikoscheuen unter die Arme. Eliminiert werden die Risiken dadurch natürlich nicht, sondern es sind Nullsummenspiele: das was einer gewinnt, verliert ein anderer. Es wird nichts geschaffen, es geht nur darum Geld von vielen Dümmeren zu wenigen Cleveren zu schaufeln. Die mehrwertlosen Geschäfte boomen: 1998 betrug der Nominalwert aller Derivate weltweit noch 81 Billionen US-Dollar, 2010 waren es 605 Billionen US-Dollar. Offensichtlich finden sich immer mehr Dümmere. |
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Ist der Ruf erst aufpoliert …
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Juni 2011 – Als Kunde der Deutschen Telekom setzt man allein schon, weil man Telekom-Produkte nutzt, „ein Zeichen für den Klimaschutz“: „So leisten Sie einen wichtigen Beitrag zu unserem Engagement für die Umwelt, unsere Mitmenschen und nachfolgende Generationen.“ Damit diese fragwürdige Selbstbeweihräucherung auch allen Telekom-Kunden wirklich bewusst wird, verschickt das Unternehmen extra Briefe an seine Kunden, einschließlich einer Dickes-Papier-Broschüre mit nicht viel mehr als eben dieser Aussage (die zudem nicht einmal auf Papier aus nachhaltigen Produktionsschienen – wie zum Beispiel FSC-zertifizierte – gedruckt ist). Ein verblüffend offensichtliches Eingeständnis, wie wenig das Unternehmen das eigene Motto „Gemeinsam nachhaltig handeln.“ tatsächlich ernst nimmt. Es geht hier nicht um die Selbstverständlichkeit nachhaltiger Wertvorstellungen, sondern um ein möglichst absatzträchtiges Image. Nicht die Werte bestimmen das Wirtschaften, sondern das Marketing bestimmt die lukrative Ethik. Man hat keine Moral, man gibt sich einen Corporate-Responsibility-Kodex (der andernfalls vollkommen überflüssig wäre, weil da die wertegebundene Verantwortlichkeit sowieso ursprünglicher und unbedingter Bestandteil der Unternehmensführung ist). |
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Faites vos jeux!
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April 2011 – Nicht nur Finanzprodukte werden zu reinen Spekulationsgeschäften missbraucht, sondern immer öfter auch Nahrungsmittel. Warentermingeschäfte, die Vereinbarung einer Lieferung in der Zukunft zu einem heute fest gelegten Preis, sind schon lange Usus in der Nahrungsmittelbranche. Ursprünglich dienten sie der Preissicherung, für planbare Kosten- und Leistungsstrukturen bei Produzenten und Lieferanten. Mehr und mehr werden die Rohstoffe aber gehandelt, ohne dass von den Akteuren überhaupt ein Interesse an den Waren an sich besteht. Die Nahrungsmittel werden Gegenstand reiner Spekulation ohne realwirtschaftlichen Hintergrund. „So werden beispielweise 3,4 Millionen Tonnen Kakaobohnen im Jahr geerntet, aber etwa 60 Millionen Tonnen gehandelt“, berichtet die ZEIT vom 24. Februar 2011. Die gesamte Ernte wird also 18 Mal verkauft und gekauft, meistens ohne den tatsächlichen Austausch der Waren. Aus solchem Handelsgebaren entstehen künstliche Knappheiten, die sich unweigerlich auch auf die Preise auswirken – laut Handelsblatt stieg etwa der Preis von Kakao an der Londoner Rohstoffbörse innerhalb von fünf Jahren von 1.000 auf 2.200 britische Pfund (09.08.2010); Mitte Juli 2010 hatte ein einzelner Spekulant, Anthony Ward, Kakao im Wert von einer Milliarde US-Dollar gekauft, 241.000 Tonnen, sieben Prozent der Weltproduktion, die Preise sprangen schlagartig auf Rekordniveau. Der ursprüngliche Stabilisierungseffekt der Terminbörsen kehrt sich durch die zunehmenden Spekulationen inzwischen ins Gegenteil um: die Agrarerzeugnisse unterliegen erheblichen Preisschwankungen – nicht weiter wunderlich, nur bei Preisschwankungen können sich Spekulationen rentieren, umso volatiler, umso lukrativer. Bei Weizen oder Mais mit direkten Auswirkungen auf den Hunger in der Welt. |
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